“Ask the Author” & Leseprobe

[image_frame style=”reflect” alt=”Ein Kuss in den Highlands” title=”Ein Kuss in den Highlands” width=”960″]https://emilybold.de/wp-content/uploads/2014/10/Kuss.jpg[/image_frame]

Zur Veröffentlichung von “Ein Kuss in den Highlands” findet am Donnerstag, den 06. November 2014 bei Goodreads eine “Ask the Author“-Runde mit mir statt, bei der ihr mir nach Herzenslust Fragen stellen dürft. Ich freue mich schon sehr darauf und bin natürlich gespannt, was ihr alles von mir wissen wollt.
Auf die Fragerunde folgt eine gemeinsame Leserunde zum Buch. Mein Goodreads-Profil findet ihr hier, vorab aber könnt ihr euch ein wenig in Charlottes Geschichte einlesen – viel Spaß mit der Leseprobe zu “Ein Kuss in den Highlands”!

 

Das Nikita war erst vor wenigen Wochen eröffnet worden und war bereits jetzt dabei, sich zum angesagtesten Lokal Londons zu entwickeln.

Charlotte verstand nicht ganz, warum das so war, als sie sich durch die engstehenden Tische quetschte und dabei um Unauffälligkeit bemüht, leise Entschuldigungen murmelte.

Das Licht war in ihren Augen zu stark gedimmt, die Musik eine Spur zu laut, und in der Luft hing unangenehm stark der Geruch von Frittierfett.

„… und dann kam der Pass! Kein normaler Mensch hätte diesen Ball noch annehmen können, aber ich … ich geb alles, reiß das Bein hoch und zack! Rein in den Kasten!“, hörte sie Stig prahlen, noch ehe sie den richtigen Tisch erreicht hatte. Sie ließ Francis und dem ihm gegenübersitzenden Model Zeit, ihre Bewunderung für Stigs sportliche Meisterleistung Ausdruck zu verleihen, ehe sie sich zu ihnen gesellte. Ganz gentleman-like erhob sich Francis, nahm ihr den Mantel ab und küsste sie auf die Wange. Während Francis ihr den Stuhl zurechtschob, umarmte Stig sie kräftig, als wären sie dicke Kumpel, die gerne einen zusammen tranken. Charlotte war froh, ihn abschütteln zu können, indem sie sich an seine neue Flamme wandte. Das Model, das sich als Summer – Summer Day – vorstellte, reichte ihr abschätzig die Hand.

Dieser Name war absolut lächerlich! Trotzdem lächelte Charlotte – das hatte sie ja schließlich den ganzen Tag getan.

Als alle wieder Platz genommen hatten, orderte Stig einen Champagner für sie. Francis beugte sich zu ihr: „Warum hast du nicht das Rote angezogen?“, flüsterte er und deutete auf ihr schwarzes Kleid. „Ich hätte dich doch besser abholen sollen“, murmelte er unwirsch und lachte sofort über einen von Stigs Scherzen, ohne Charlottes verblüfften Gesichtsausdruck zu beachten.

Zum wiederholten Male an diesem Tag verkniff sich Charlotte das Zähneknirschen und zerknüllte stattdessen die Serviette in ihrer geballten Faust.

Glücklicherweise kam in diesem Moment der Champagner, und so spülte sie ihren Ärger – oder war es schlicht Stress? – mit einem großen Schluck hinunter.

Der Abend verlief in etwa so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Model-Freundin lachte über jeden von Stigs Witzen und wetteiferte beinahe mit Francis um die Gunst des Fußballgottes. Der wiederum zog ordentlich über seine Vereinskollegen vom Stapel, obwohl diese ebenfalls zur Spitze des Weltfußballs zählten. Mit jedem Glas, das die Männer leerten, wurden die Anekdoten zotiger, und Charlotte bekam allmählich Kopfschmerzen. Die vornehm-minimalistische Portion gegrillten Lachses in Wodkasoße hatte es nicht geschafft, ihren Hunger zu stillen, aber sie wollte auch nicht noch einmal über eine Stunde auf einen ebenso winzigen Nachtisch warten. Das Lokal war überfüllt, und die Küche schien nicht hinterherzukommen.

„Und dann ist er so doof, sich so kurz vor der Hochzeit mit der Hundesitterin im Bett erwischen zu lassen!“, grölte Stig und fuhr sich dabei durch die gegelten Stoppeln. Summer hing lachend an seinen Lippen, und Francis schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

„Hör auf, das gibt’s doch nicht!“, rief er und schüttelte den Kopf.

„Doch! Genauso war es! Seine Verlobte kommt nach Hause und sieht seinen nackten Hintern sich auf und ab bewegen, weil er es der Kleinen mitten auf dem Teppich besorgt! Das steht morgen in allen Klatschblättern.“

„Die Arme“, beteiligte sich Charlotte erstmals am Gespräch, und Stig nickte.

„Stimmt! Er hätte ihr schon ein Bett bieten können, dafür, dass sie täglich seinen Köter und anderes streichelt“, lachte er.

„Ich meine die Verlobte! Nicht die Hundesitterin!“, rief Charlotte verärgert und lehnte sich mit verschränkten Armen in ihren Stuhl zurück. Ihr Kopfschmerz verstärkte sich.

„Charlotte hat recht!“, ergriff Summer für sie Partei. „Die Verlobte kann einem echt leidtun! Nur drei Monate vor der Hochzeit alles absagen zu müssen! Ein Horror! Die Einladungen sind seit Wochen verteilt, und die Location im Grand Hotel ist seit über einem Jahr reserviert! Meine Schwester hat dort einmal angefragt – es ist die beliebteste Hochzeitslocation Londons, die während der Sommermonate schon Jahre im Voraus ausgebucht ist. Wenn das bekannt wird, beginnt ein Krieg! Jede Braut Englands wird versuchen, den Termin im Grand Hotel zu bekommen. Da heißt es schnell sein!“

„Was ist eigentlich bei euch beiden?“, hakte Stig nach und zwinkerte Charlotte zu. „Tickt deine biologische Uhr nicht längst? Wenn ihr noch Kinder wollt … wie alt bist du, Charlotte? Fünfunddreißig?“

„Dreißig! Ich werde im Sommer dreißig – danke auch!“, gab Charlotte zerknirscht zurück.

Francis lachte und küsste sie auf die Schläfe.

„Ich habe ja gesagt, du hättest das Rote anziehen sollen“, zog er sie auf und wandte sich dann an Summer.

„Und du? Willst du Kinder?“

Sie nickte. „Ja, aber erst nach meiner Karriere. Es wäre Wahnsinn, sich vorher die Figur zu ruinieren. Also auf keinen Fall, bevor ich siebenundzwanzig bin! Und ich müsste den Mann schon ein Jahr kennen – also mindestens.“

Charlotte verschluckte sich am Champagner und hustete. Francis klopfte ihr zuvorkommend auf den Rücken und schob die vielen leeren Gläser auf der Tischplatte etwas beiseite. Er neigte sich näher zu ihr hinüber.

„Denkst du, wir sind so weit?“, fragte er und reichte ihr seine Serviette.

Ein Kind mit siebenundzwanzig und den Typen mindestens ein Jahr kennen? Wenn das der Plan war, dann ja! Dann waren sie beide längst überfällig.

„Und wie!“, gab sie zurück und rieb sich die Schläfen. Ihr Kopf drohte zu platzen.

„Na dann! Nutzen wir unsere Chance und angeln uns die beliebteste Hochzeitslocation Londons!“ Francis stand auf, hob sein Glas und schlug mit dem Messer kräftig gegen das Kristall, sodass gespannte Ruhe im ganzen Lokal einkehrte.

Er strich sich über die dunkle Krawatte mit der diamantbesetzten Nadel und sah erwartungsvoll auf Charlotte herab.

„Charlotte Finnegan … willst du meine Frau werden?“

Seine Stimme hallte laut bis in die hintersten Winkel, und er bedeutete ihr mit einem Wink, sich ebenfalls zu erheben.

Vollkommen unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, stand Charlotte wankend auf und sah in die vielen fremden Gesichter.

Hat er gesagt, dass er mich liebt?, ging es ihr durch den Kopf. Er muss es gesagt haben – das gehört sich so. Und immerhin war er Francis Colewell, ein Mann mit Manieren. Aber warum erinnerte sie sich dann nicht daran? Sie sah sich um. Einem Kellner stand der Mund offen. Erwartungsvolle Gesichter umgaben sie. War das Licht plötzlich heller? Vielleicht hatte er es gesagt, und sie war nur so überrascht gewesen, dass sie es überhört hatte?

„Charlotte?“, riss Francis sie aus ihren Gedanken und fasste sie eindringlich an der Hand.

Natürlich. Er erwartete eine Antwort. Das war ja klar. Immerhin starrten sie alle an. Und warteten – genau wie er – auf ihre Antwort. Aber sie registrierte nur, dass sein silberner Manschettenknopf etwas zu klein für das Knopfloch war. Sie musste etwas sagen.

„Ja, … also …“, presste sie heraus und wurde sofort von Summers gellendem „Sie hat Ja gesagt! Oh mein Gott – sie hat Ja gesagt“ übertönt.

Francis schien dem Model dankbar zu sein für diese Kurzzusammenfassung und küsste Charlotte zufrieden vor aller Augen auf die Lippen. Der Kellner rief nach Champagner, und Stig schlug Francis anerkennend auf die Schultern.

„Der Wahnsinn, altes Haus!“, jubelte er. „Jetzt halt dich aber von den Hundesitterinnen fern, sonst nimmt das noch ein böses Ende!“

Charlotte sank zitternd auf ihren Stuhl und wusste von dem Gefühl ihrer Wangen her, dass ihr Lächeln perfekt saß. Sie hatte allen Grund zu lächeln, denn sie hatten weder einen Hund – noch eine Hundesitterin. Und sie war immerhin keine siebenundzwanzig mehr.

Also nahm sie, noch immer neben sich stehend, die Glückwünsche der übrigen Gäste entgegen sowie der Kellner, die ihnen Schampus an den Tisch brachten.

Francis’ elegante Zufriedenheit hatte etwas von einem erfolgreichen Geschäftsabschluss, aber nach einigen Gläsern Sekt ertappte auch Charlotte sich bei dem freudigen Gedanken an eine Hochzeit im Grand Hotel.

Es war natürlich verrückt, sich so spontan zu verloben, aber … es war immerhin das Grand Hotel.

Polternd fiel die Tür hinter den beiden zu, als sie ihrem Verlobten – das klang doch wirklich merkwürdig – die Treppe hinaufhalf. Er hatte etwas zu oft zur Feier des Tages angestoßen und nun deutliche Schwierigkeiten, die Stufen zu erklimmen.

Charlottes schicke Altbauwohnung lag im dritten Stock und hatte eine herrliche Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Obwohl es einen Fahrstuhl gab, mied sie diesen. Die fragwürdigen Geräusche, die er von sich gab, erinnerten sie daran, dass sie zu jung war, um in einem Metallkasten zu Tode zu stürzen.

Jetzt mit Francis am Arm, der sich wankend auf sie stützte, überlegte sie, ob es das Risiko nicht vielleicht doch wert war.

„Francis!“, keuchte sie, als er torkelnd drei Stufen auf einmal wieder nach unten stolperte und sie dabei mit sich riss. Im ersten Stock gab sie auf und wartete auf den Fahrstuhl, Francis feuchte Küsse in ihrem Nacken ignorierend. Er polterte hinein und zog sie lachend hinter sich her. Als sich die Türen gefährlich quietschend schlossen, riss er sie in seine Arme und drängte sie gegen die verspiegelte Fahrstuhlwand. Sein Kuss war hungrig und durch den Rausch etwas ungenau. Charlotte wehrte ihn kichernd ab. Das Adrenalin, das durch die Fahrt mit dem Lift ausgeschüttet wurde, überdeckte jede Erregung, die Francis’ Küsse ansonsten vielleicht geweckt hätte.

Die Todesfalle öffnete sich mit einem noch sehr viel lauteren Quietschen, und Charlotte sprang beinahe erleichtert in den Flur. Wie schön doch selbst die kleinen Dinge des Lebens sein konnten!

Mit noch immer pochendem Kopf kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, was kein leichtes Unterfangen war, da Francis zielstrebig seine Hände unter ihren Mantel schob. Lippenstift, Puderdose, Handy, noch ein Lippenstift und einige Tampons glitten ihr durch die Finger, ehe sie schließlich den Schlüssel fand.

Francis ließ ihr keine Zeit, das Licht anzuschalten, sondern dirigierte sie direkt in ihr Schlafzimmer, wo er ihr den Mantel abstreifte, um das Kleid aber kein unnötiges Aufheben machte, sondern es schlicht nach oben schob.

„Das Grand Hotel, Charlotte“, raunte er erregt und öffnete seinen Gürtel, schüttelte sich die Schuhe ab und zog sie mit sich ins Bett.

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Am nächsten Morgen sah Francis ungewohnt blass aus. Sein dunkles Haar war noch feucht von der Dusche, als Charlotte atemlos und verschwitzt vom allmorgendlichen Work-out mit Dan, ihrem Personal Trainer, zurückkam. Er nahm eines seiner Ersatzhemden, die er immer bei ihr im Schrank postiert hatte, heraus und schlüpfte in eine frische Hose, ehe er ihr zur Begrüßung einen Kuss gab.

„Was für ein Abend“, sinnierte er und band seine Krawatte.

Charlotte lächelte, ging in die offene Wohnküche und gab frische Erdbeeren, eine Banane und einen Becher Joghurt mit etwas Honig in den Mixer.

„Ja, das war wirklich verrückt! Wir sollten über die ganze Sache in aller Ruhe noch einmal nachdenken und …“

„Richtig, es gibt viel zu bedenken. Darum habe ich gleich, nachdem ich mit dem zuständigen Mitarbeiter der London Post unsere Verlobungsanzeige besprochen habe, meine Mutter angerufen. Sie kommt um siebzehn Uhr mit einer Hochzeitsplanerin hier vorbei.“

Charlotte ließ überrascht ihre Hand auf den Knopf des Mixers sinken. Die zermatschten Beeren waren ein Abbild ihres Gehirns. Matsch. Ihr Hirn war Matsch.

Francis, dem ihre Reaktion entging, sah auf seine Uhr und griff sich sein Jackett.

„Ich muss los. Das Grand Hotel will eine schriftliche Vereinbarung. Bis heute Abend.“

Damit brach er auf. Charlotte stand noch weitere endlose Minuten mit der Hand auf dem Mixer reglos in der Küche. Ihr schweißnasses Shirt klebte ihr mittlerweile kalt am Rücken, und sie spürte jeden Muskel. Dan war ein richtiger Sadist, und sein Work-out trieb sie an ihre Grenzen. Margarete, Francis’ Mutter, hatte ihr die Fitnessstunden zu Weihnachten geschenkt. Insgeheim fragte sich Charlotte, warum Margarete sie so hasste? Dieses Geschenk war die reinste Folter, aber sie brachte nicht den Mut auf, Dan zum Teufel zu schicken und ihre mangelnde Muskelstruktur einfach hinzunehmen.

Doch dass jetzt ihre Knie so weich waren, lag ausnahmsweise nicht an Dan.

Das Gefühl, jeder Entscheidung enthoben worden zu sein, verwirrte sie so. Denn eigentlich sollte das doch alles kein Problem sein. Sie liebte Francis. Seit sechs Jahren waren sie ein Paar, ohne große Probleme. Ihre Beziehung hatte keine Tiefs, und die Hochs waren angenehm unaufregend. Keine theatralischen Liebesbekenntnisse, die ein Flugzeug in den Himmel schrieb, oder sonst etwas, das Charlotte nur peinlich gewesen wäre.

Francis sah zudem sehr gut aus. Er war der gepflegteste Mann, den sie sich nur vorstellen konnte. Immer frisch rasiert, das helle Haar akkurat geschnitten, manikürte Finger und Zehen, die Brust glatt wie ein Babypopo, und sein Rasierwasser war so angenehm männlich, dass es wie für ihn gemacht schien. Mit so einem Mann konnte man alt werden und eine Familie gründen – das stand ohne Zweifel fest. Als seine Frau und die Mutter seiner Kinder hätte sie ausgesorgt gehabt, denn Francis Colewell war der einzige Sohn und Erbe einer erfolgreichen Immobilienfirma, in der er auch als Makler arbeitete. Sein Einkommen reichte locker für drei Familien. Warum wollte dann ihr Hirn nicht wieder seinen Ursprungszustand annehmen?

Gedankenverloren goss sie den Inhalt des Mixers in einen großen Shakebecher und steckte ein dickes Röhrchen hinein. Sie konzentrierte sich auf das schmatzende Geräusch, das entstand, als sie den Shake in ihren Mund saugte. Es war echter als alles, was sie sonst auf ihrem Weg ins Bad so wahrnahm, als sie nachdenklich den Blick durch ihre Wohnung schweifen ließ.

Francis’ linksherum gedrehte Hose, die am Boden vor ihrem Bett lag. Sein Hemd, das zwischen den Laken heraushing. Ihr sportliches Nachthemd, das unbeachtet am Fuß des Bettes lag, weil sie es die ganze Nacht nicht angehabt hatte und ihre Pumps, die sie irgendwann, nachdem Francis auf ihr eingenickt war, abgestreift hatte.

Sie stellte den Shake ab und warf sich aufs Bett. Der Schrei ins Kissen linderte ihre plötzliche Verzweiflung, und sie rollte sich resigniert auf den Rücken.

Was war schon schlimm daran, übergangen worden zu sein, wenn doch im Endeffekt alles so war, wie sie es sich wünschte?

Francis war eben ein Mann, der es gewohnt war, Entscheidungen zu treffen. Er war stark. Das war nichts, worüber sie sich ärgern musste, selbst wenn er dabei manchmal übers Ziel hinausschoss.

Sie sollte sich glücklich schätzen, dass er sie heiraten würde. Noch dazu in dieser unbeschreiblichen Location. Das würde ein Vermögen kosten, und dennoch hatte er keine Sekunde gezögert. Das bedeutete doch etwas! Und wie es das tat!

Nein, sie sollte sich nicht nur glücklich schätzen – sie war glücklich!

 

Wie es weitergeht erfahrt ihr in “Ein Kuss in den Highlands”. Das Buch gibt es z.B. bei Amazon und natürlich überall, wo es Bücher gibt.

 

 

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