eBooks – wohin geht die Reise?

Wow, was für ein turbulentes Jahr 2011. Für mich. Für Euch. Für das eBook. Der „Durchbruch“ kam kurz vor Weihnachten, als Amazons aggressive Werbung den Kindle zum meistverkauften Artikel machte und das eBook der breiten Masse, die bis dahin kein oder nur wenig Interesse an eReadern hatte, zugänglich machte. Die eBook-Verkäufe schossen im Dezember und Januar förmlich durch die Decke und pendeln sich jetzt auf einem im Vergleich zum Vorjahr hohen Niveau ein. Was auffällt: im Kindle-Store gibt es mittlerweile eine Unmenge an Kurzgeschichten oder knappgehaltenen Romanen mit unter 25000 Wörtern – wird das der Lesetrend 2012? Der Kindle als „Zwischendurch-Leseerlebnis“, im Bus, in der Bahn, unterwegs? Um dann für umfangreichere Werke wieder zum guten, alten „Holzbuch“ zu greifen?

Vielleicht.

Die eine oder andere Stimme sagt etwas völlig anderes voraus: Die Reader werden auf kurz oder lang doch durch Tablets ersetzt, die schlicht und ergreifend „mehr“ können, als ihre kleinen Brüder. Angefangen von der Videowiedergabe bis hin zum Surfen im Internet, Mails empfangen, Twittern usw. – und das Ganze zum Schnäppchenpreis von 199$ – für Amazons neuen Star, den Kindle Fire (der in Deutschland vermutlich 199€ kosten wird). Im Vergleich zum Kindle 4, der immerhin auch für 99€ über die virtuelle Ladentheke geht, sicherlich eine gute, alternative Wahl.

[youtube_sc url=”http://www.youtube.com/watch?v=2MnSNDk3Chs” fs=”1″] „Halt!“, werden jetzt viele aufschreien – ein Tablet kann doch keinen eReader, der mit dem genialen, spiegelfreien E-ink-Display einherkommt, ersetzen! Richtig, das kann ein Tablet (noch) nicht. Die Behelfslösungen mit Anti-Glare Folien lassen wir unter den Tisch fallen, da die Touch-Bedienbarkeit erheblich darunter leidet. Aber vielleicht entwickelt sich das digitale Buch in eine andere, eine multimedialere Richtung, die momentan nur mit einem Tablet wiedergegeben werden kann. Die ersten Versuche dieser Art mit „Enhanced eBooks“ wurden eher zurückhaltend aufgenommen, da teuer und ohne echten Mehrwert für den Leser.

Amazon hat mit Einführung des neuen Formats KF8 einen ersten Schritt in diese Richtung getan. Mehr Layout-Optionen, Tabellen, Sidebars oder die Anzeige von Vektorgrafiken werden damit möglich. Besonders design- und layoutabhängige Publikationen, wie Kinderbücher oder Comics könnten vom neuen Format profitieren. Es liegt an den Autoren bzw. Verlagen, diese neuen Möglichkeiten in ihren Publikationen zu nutzen.

Apple geht mit iBooks-Author noch einen Schritt weiter. Optimal an die Möglichkeiten des iPads angepasst, ermöglich das Programm die intuitive Erstellung von multimedial angereicherten Publikationen, die neben dem eigentlichen Text Content in Form von Videos, Audio, Bild und Animation sowie HTML5-Code beinhalten können – und dennoch im Ganzen ein „Buch“ ergeben. Nur eben „Enhanced“. Optisch – wenn gut gemacht – kann so ein „Buch“ durchaus ein Leckerbissen sein. Ersetzt es mir aber meine Lektüren abends auf dem Sofa oder im Bett?

Gute Frage, wie geht es Euch?

Vielleicht schafft es auch der „Illustrated Content“, also Comics, Mangas oder Gaphic Novels, sich im Massenmarkt durchzusetzen. Sucht man im deutschen Kindle-Store findet man aktuell gerade mal 231 Mangas & Comics. Wen wundert´s? Auf dem Kindle macht ein Manga einfach wenig her in Grautönen. Punkt. Für den Fire oder das iPad hingegen sind diese „Bücher“ perfekt.

Geht vielleicht der Trend in eine ganz andere Richtung? Das Buch als App? Was meint ihr? Wie sieht Eure Zukunft des digitalen Lesens aus?

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17 Comments
  • Axelhollmann
    24. Februar 2012

    Tja, ein interessantes Thema. Zu Hause rockt das Ipad bzw. andere Lcd Display Tablets, aber im aurlaub (Sonne und Pool) hat das Kindle seine Stärke ausgespielt. Comics sind am Ipad klasse! Auch das Angebot ist okay. Mit Zeitschriften am Pad freunde ich mch geade an… Wie du schon gesagt hast: Mal sehen, das Thema Ebooks etc. ist ja noch brandneu.

    • Emily Bold
      24. Februar 2012

      Danke für Deinen Kommentar. Du hast natürlich recht: In der Sonne hat das LCD-Display klar verloren 😉

  • Thomas Diehl
    25. Februar 2012

    Für mich klare Sache: Farbige eInk gibt es schon, nur billiger müssen die Reader noch werden. Das dürfte 2013 der Fall sein. Und danach wird eInk dann schneller, bis es auch Videos wiedergeben kann.
    Das mittelfristige Ergebnis dieser Entwicklung ist dann im Grunde ein eInk-Tablet.

    • Emily Bold
      25. Februar 2012

      Das könnte natürlich ein Schritt in der Entwicklung der Reader sein – die eigentliche Frage jedoch bleibt: Wohin entwickelt sich der “digitale Leser”? Was erwartet der Leser von einem digitalen Buch in Zukunft, gerade in Hinblick auf immer neue technische Möglichkeiten? Es bleibt spannend …

      • Thomas Diehl
        26. Februar 2012

        Hmm, wenn ich mich selbst als Leser als Maßstab nehme: Möglichst wenig. Ich will lesen und dabei nicht von irgendwelchen Gimmicks belästigt werden. Die große Ausnahme sind natürlich Sachbücher, wo Animationen, Videos, Simulationen oder Tonaufnahmen ein wichtiger Teil der Information sein können.
        Was ich letztendlich kommen sehe ist eine Zweiteilung des Marktes: “eBooks” wird es nicht mehr geben, sondern zwei unterschiedliche Dinge, eRomane und eMediabooks.

        • Emily Bold
          26. Februar 2012

          Danke für deinen Kommentar. Die Idee der Zweiteilung des Marktes finde ich interessant, das könnte in dieser Art und Weise tatsächlich kommen [ich würde mir schnell die Begriffe “eRomane” und “eMediabooks” schützen lassen 😉 ]. Wir werden sehen …

  • Gast
    25. Februar 2012

    Je mehr mit den Texten veranstaltet wird, desto weniger sind es “Bücher”. Irgenwie entwickelt sich dann alles in eine Richtung, die kaum noch etwas mit dem Lesen zu tun hat.

    • Emily Bold
      25. Februar 2012

      Danke für den Kommentar 🙂 Es ist richtig, mit “Lesen” hat so ein “Enhanced eBook” oder eine “Buchapp” nicht mehr viel zu tun – auf der anderen Seite erreicht man vielleicht auf diese Art “Leser”, die man mit einem “richtigen” Buch / eBook nicht erreicht hätte … Bin da selbst am zweifeln.

  • Alexander Nastasi
    26. Februar 2012

    Ich mache gerade eine Aktion, um diesen Bereich offener zu gestalten. Ich bin ein Heidelberger Autor und habe die Aktion Autor 48 ins Leben gerufen, bei der ich für 48 Stunden live im Internet berichte. Mit Webcam und Live Chat. Die Betreuung übernimmt dabei meine Frau. Ich habe verschiedene Titel als Buch und auch als Kindle Buch herausgebracht, meine Beobachtung ist auch, dass die kurzen Titel besser laufen. So habe ich 2 Groschenromane »Der Babymacher« und »Nichts wie raus« geschrieben und diese werden gut verkauft. Mein Roman »New Beginning« mit 281 Taschenbuchseiten läuft im Verhältnis dazu schlechter. Das habe ich aber auch ein Experiment gemacht, welches man beim gedruckten Buch praktisch nie machen kann. Ich habe das Buch in zwei Varianten, einer ab 16 und einer ab 18 herausgegeben. Und zu meinem Erstaunen geht nur die ab 18 Version. Ich hatte fest damit gerechnet, dass die ab 16 Version eher von Frauen gelesen würde, das ist nicht der Fall. 

    Zurück zum Thema, was aus Büchern wird: Ich denke, dass Bücher das bleiben sollten, was sie jetzt sind. Texte, die ich lese und mit denen ich meine Fantasie anrege, denn wenn ich als Autor die Bücher mit Bildern, Videos und Animationen schmücke, nehme ich vorl vom Zauber Buch weg. Das Besondere ist ja, dass die Landschaften, die Menschen, die Begegnungen in den Gedanken entstehen. Das können sie nur bedingt, wenn da ein Video eine Szenerie aufzeigt, das ist dann eher Fernsehen, Kino usw.

    Es gibt aber eine Ausnahme für diese Aussage – Sachbücher, also wenn ich ein Buch über Webseitenmarketing mache, um mal ein Beispiel zu schreiben, dann ist es wunderbar, wenn ich Bildschirmprints und kleine Videos einbauen kann. Es ist dann eine praktische Anleitung, um das zu vermitteln. Also meine Antwort (zumindest aktuell, der Bereich entwickelt sich ja immer sehr schnell): Romane und Erzählungen, reiner Text. Sachbücher gerne auch aufgepeppt, da ich da weniger die Fantasie anspreche und mehr das praktische »Umsetzen«.

    Die angesprochene Autorenaktion findet ihr am 25. und 26.02.2012 live auf http://autor48.alexandernastasi.de 

    Euer Alexander Nastasi aus Heidelberg

    • Emily Bold
      26. Februar 2012

      Hallo Alexander, danke für deinen Kommentar.
      Ich finde es schon erstaunlich, wie jeder Autor so seine “Versuche” macht, um das Verhalten der Leser zu ergründen. Wir alle wollen ja nur eines, eben den Leser glücklich machen. Vielleicht sollten wir uns alle viel weniger mit den “Trends” beschäftigen und einfach weiterhin das schreiben, was aus unseren Herzen direkt in die Tasten unserer Computer fließt.
      Nennen wir unser Herzblut doch einfach den Mehrwert 🙂

      Liebe Grüße Emily

      P.S. Deine Autorenaktion klingt sehr spannend, ich schau mich auf jeden Fall um!

      • Alexander Nastasi
        27. Februar 2012

        Und – warst du auf der Seite ? Wir haben bis gestern Nacht gearbeitet und sogar zwei Radiosender haben berichtet. Liebe Grüße aus Heidelberg

        Julia und Alexander 

        • Emily Bold
          28. Februar 2012

          Ja, interessante Aktion 🙂 48h Dauerschreiben hört sich heftig an …
          Liebe Grüße, Emily

  • Jo
    26. Februar 2012

     Ich denke es geht noch nicht mal darum, was die Geräte können (hierbei ist die Darstellung, Lesekomfort, etc. gemeint), sondern um die Tatsache, dass ihnen die klassischen Eigenschaften eines Buches fehlen.
    Die Reader sind sehr privat, d.h. jedes Buch, das man kauft, befindet sich auf dem einen Gerät. Man würde es heute schon nicht verleihen, warum dann eins, das noch viel mehr kann?
    Würde man so ein Ding mit ins Freibad nehmen oder an den Strand? Hier ist der große Nachteil zum Papier. Wiederbeschaffungswert!

    Wir konsumieren heute viel und wir müssen schnell sein, um nicht abgehängt zu werden. Vielleicht ist das der Trend zu kürzeren Geschichten.

    Das Lesen an sich wird sich verändern, kein Thema. Die heutigen Möglichkeiten erlauben durchaus ein interaktives Lesen. Vielleicht haben wir bald Bücher mit alternativen Handlungssträngen und Enden. Eine Herausforderung für jeden Autor. Wer weiß. Spannend bleibt es auf jeden Fall.

    • Emily Bold
      26. Februar 2012

      Danke, dass du deine Meinung mit uns teilst.
      Endlich geht jemand auf die Länge der Geschichten ein. Den Gedanken mit dem schnellen Konsum finde ich spannend. Ist das so? Verschlingen wir Geschichten nur noch, um sie zu verschlingen?
      Lässt sich das auch auf die Taschenbücher übertragen, oder ist das ein eBook-Trend? Bleiben jetzt alle Ken Follet Romane ungelesen, weil sie zu umfangreich sind, für den Leser von heute?

      Den Gedanken mit den alternativen Handlungssträngen gibt es ja schon lange. Ich persönlich fände es spannend so etwas zu lesen, aber es zu schreiben stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht, wenn ich mich mal für kein Ende entscheiden kann, probiere ich das ja mal 😉

      Grüße Emily

      • Jo
        28. Februar 2012

         Ich glaube es geht gar nicht mal mehr um das verschlingen, sondern viel mehr um die Angst etwas zu verpassen. Die Informationsflut, die  wir durch die Medien und sozialen Netzwerke erfahren, setzt sich in den ebooks fort. Der schnelle Konsum geht auch mit dem Preis einher und sicherlich auch mit der Zeit. Vor allem neue Bücher sind ein teurer Spaß, wenn man viel liest. Freizeit wird ebenfalls Luxus. Was also tun? Sich einem dicken Wälzer widmen oder eher der Kurzgeschichte?

        Ein alternativer Verlauf einer Geschichte ist unglaublich spannend. Mittlerweile geben es die neuesten Rollenspiele (Computerspiele) her. Kann man nicht wirklich vergleichen, aber undenkbar ist es ebenfalls nicht mehr.

  • Franz Birkenhauer
    3. März 2012

    “Holzbuch”: endlich ultimative Begrifflichkeit! Weichholz, Hartholz; und wir Deppen auf ‘sf magazin’ schreiben immer noch “Broschur” oder “Festeinband”.

    • Emily Bold
      3. März 2012

      Ich fand “Holzbuch” selbst witzig – allerdings habe ich den Begriff von Kollege Ruprecht Frieling aufgeschnappt, insofern habe ich habe den Ausdruck nur geborgt 😉

      Liebe Grüße, Emily